Reif für den Reisebericht?

Nun muss ich mich wohl doch einreihen? Einreihen in die endlos lange Schlange der Verfasser von Reiseberichten, die derzeit, den Ferien und den Urlauben sei es gedankt oder geschuldet, allenthalben und überall in Wort und Bild die Aussicht versperren.
Die Aussicht auf was eigentlich? Auf den Haufen unbearbeiteter Papiere auf meinem Schreibtisch, auf meinen Outlook-Terminkalender, der scheinbar endlos, unglaublich wichtige Besprechungstermine, mit meinem smarten Phone synchronisiert?
Gibt es nicht noch andere Dinge, auf die zu blicken sich lohnt? Na, ist sowieso und eh egal, denn Urlaub und Verreisen sind doch wohl eher Dinge, die Paranoiker tun, weil sie sich im Alltag nicht zu Recht finden, kaum Freunde haben und  die reale Welt der Kontakte und Beziehungen lieber hinter sich lassen um subjektive Blicke auf Dönerstände und vermooste Steine am Straßenrand zu werfen. Die Schönheit eines Kreisverkehrs in der Großstadt zu besingen und dann in eine endlosen Ode über zu gehen über eine Stadt, die von Autos zugestopft ist und stinkt und im Übrigen aus lauter Baustellen besteht – nein, das ist nicht mein Ding!

Ich bin lieber der notorische Nörgler, der urlaubsreif am Arbeitsplatz verharrt und von dort aus seine Galle verspritzt! Tief innen drin bin ich möglicherweise aber doch einfach bloß neidisch, auf all die schönen Fotos und witzigen, weil eben subjektiven, Beobachtungen, einer (eben nicht) Alltagswelt. Eben auf das, was erst den Blick und das kindliche Staunen ermöglicht, das mir schon längst abhanden gekommen ist.
Verdammt, ich will auch einen Reisebericht schreiben!!!!!