Die achte Krise, oder: miesekrise.de sei dank…

Jetzt beginnt sie wieder, die Jahreszeit, in der sich der Paranoiker oft unwillkürlich fragt, ob die flache flaue Scheibe da tief am Himmel hängt wohl der Vollmond ist oder etwa doch die Sonne, die sich verzweifelt bemüht, den Dunst des allgegenwärtigen feucht-klammen Nebels zu durchdringen – am leichten immerwährenden Dämmerlichtszustand, in den die Donaumetropole in den nächsten Monaten wie in ein fahles Leichentuch eingehüllt sein wird, läßt sich jedenfalls nur schwerlich ablesen, ob es Tag, Nacht, Morgen oder Abend ist. Jetzt heißt es wieder fleißig Eis von den Autoscheiben kratzen und auf jeden Fall immer den Türschloßenteiser in der Tasche mit sich rumzuschleppen, um nicht, wie in vergangenen Jahren, peinliche Aktionen starten zu müssen, beispielsweise den Zündschlüssel mit dem Feuerzeug vorsichtig zu erwärmen, bis der Kunststoff das Kokeln anfängt und der Paranoiker sich selbst in einem ganz und gar untypischen Fall von Nicht-Hypochondertum eine fette Brandblase am Zeigefinder der linken Hand zufügte, oder auch das schnelle Verlegen des Verlängerungskabels aus den Untiefen des Kellers, das anschließende Anschließen des Föhns an selbiges, gefolgt von einem behutsamen Staub-in-ein-Schloß-reinblas-Auftauvorgang, der bei den Nachbarn durchaus zu ungläubigen Blicken, aber auch zur Belustigung beitrug. Jetzt beginnt sie wieder, die Jahreszeit, in der sämtliche Taschen des Paranoikers mit Papiertaschentücherpäckchen gefüllt sind und er sich ernsthaft überlegt, ob es nicht sinnvoll sei, eine Mülltüte in den Gürtel einzuhängen, auf daß die Unmengen alsbald benutzter Papiertaschentücher den Weg in selbige hineinfinden könnten ohne in der Hosentasche vor sich hin zu suppen – jene Jahreszeit, in der, die Hände klamm und schwielig, morgendlicher Frühsport in Form von Eiskratzer- und Schneeschaufelschwingen auf dem Programm steht und der Paranoiker die Nachbarn beneidet, die keine gefühlten 100 Meter Einfahrt zu räumen haben, und erst die Städter, die im frühen Morgengrauen (oh ja, vor den Morgen graut es einem ob der Kälte) von räumdienstlich beflissenen Hausmeistern aus dem Schlaf geholt werden und sich keinerlei Gedanken über die Schneeflocken, die weißröcklichen, die in kürzester Zeit wieder alles ohne Gnaden überpudern, machen müssen – jene Jahreszeit, in der der Paranoiker mit seinem Personenkraftwagen (es bedarf wirklich einiger Kraft einer Person, die Blechkiste aus stellplätzlichen Schneewehen heraus zu schaufeln) des öfteren am Straßenrand stehen bleibt und lieber auf den Räumdienst wartet – die Jahreszeit, in der der Paranoiker Gefahr läuft, formvollendete Pirouetten auf der Autobahn zu drehen (das zumindest hat er im vergangenen Jahr geschafft…, aber da war ja auch der Reifen geplatzt…) – die Jahreszeit, in der die Schneematsch-beschwerten Schuhe nicht mehr trocken werden und die Wohnungswände, wenn sie nicht unter permanenter Beobachtung stehen, das Schimmeln anfangen und das Zitronen- und die Olivenbäumchen trotz liebevoller Kühlstellung sämtliche Blätter verlieren und in der Wohnung einen zweiten Herbst anrichten und der Rosmarin trotz Gießens mal wieder vertrocknet und die Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern dudelt und allüberall Lebkuchen in den Supermarktregalen herumlungert und eine Weihnachtsfeier nach der anderen den übermäßigen Genuß von heißem schlechten Rotwein fordert, der die Birne glühen läßt, und Silvester droht, äh, dräut und… und…

…KRISE!!!!….

Wie gut, daß der Paranoiker seine depressiven Anwandlungen diesem Blog anvertrauen kann und weiß, daß Unzählige vor den Rechner bei der Lektüre mit ihm fühlen

– danke!