Evangelii Gaudium

Es gibt sie, die klugen Köpfe, und zwar in allen gesellschaftlichen Gruppierungen. Dort vertreten und interpretieren sie ihre Sichtweise der Welt und ihrer doch stark verzweigten Abhängigkeiten. Meistens haben sie dabei hauptsächlich ihre eigenen Interessen im Sinn und entwickeln die dafür nötigen „blinden Flecken“, die sie brauchen, damit sich alle anderen ändern müssen nur sie selbst aber nicht.reiner 07
Dieser Vorgang vollzieht sich auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens und quer durch alle gesellschaftlichen Schichten auf allen Kontinenten dieses Planeten  – will heißen bei den Oligarchen und den Patriarchen, bei Eheleuten und großen und kleinen Chefs und wenn es wirklich wahr ist auch bei mir selber. Er zieht sich auch durch alle mehr oder weniger dogmatischen Gruppierungen hindurch – so findet man es bei den globalen Industrien und in der Finanzwelt als auch bei den Esoterikern, bei Christen, Muslimen als auch bei Agnostikern – wohl weil es so menschlich und bequem ist und es uns selber gut geht, wenn wir Recht haben und unsere Meinung deshalb nicht ändern müssen.

Doch interessant wird es, wenn aus so einer Peergroup mal einer ausbricht und seine Ansicht nicht mehr dem entspricht, was die breite Öffentlichkeit erwartet – wenn also auch unbequeme Ansichten frei geäußert werden. Wenn mir als, hoffentlich nicht einzigem Fan des 2009 verstorbenen  Thomas Berry, etwas imponiert, dann ist das genau so etwas, wie die Punkte 50 – 60 aus dem zweiten Kapitel des Evangelii Gaudium, verfasst vom aktuellen Pabst Franziskus.

Er schreibt zwar, dass die vollständige gesellschaftliche Analyse nicht die Aufgabe des Papstes sei – doch liefert er dann genau das bisschen Analyse, vor der sich die Päpste bisher gedrückt haben – wohl aus Rücksicht auf die herrschenden Schichten dieser Welt.
Was bisher in offiziellen katholischen Texten bestenfalls zwischen den Zeilen mühsam hinein zu interpretieren war, steht hier als Klartext, mit der Aufforderung zur Umkehr, zur Selbstkritik und der Einführung der Ethik.

Aus diesem Grund bekunde ich hier zum ersten Mal in meinem Leben einem Papst meine Hochachtung und stelle die ewähnten Passagen auf der Download-Seite der MiesenKrise zur Verfügung – den Link zum vollen Text gibt es ja schon auf der Startseite!

Wir Menschen brauchen immer wieder andere Menschen, die uns helfen unsere blinden Flecke zu erkennen – möge der Papst Franziskus damit in seinem Krämerladen und den anderen Läden dieser Welt damit bitte, bitte sehr erfolgreich sein!

Euer Renaldo