Mein Internet Teil 2 – vom 01.02.17

Im Teil eins habe ich unter anderem über die Kommerzialisierung des Internets geschrieben und jetzt sind dann wohl die asozialen Netzwerke dran. Ich bin da kein ausgewiesener Kenner und habe auch keinen Twitter-, Whatsapp-, Linkedin-, Xing-, Instagramm-, Pinterest-, oder sonst einen Account. Warum auch? Mir war von Anfang der Nutzen, den so eine Netzwerk für mich persönlich haben könnte, zweifelhaft und ich wollte und will meine persönlichen Daten, nicht über das notwendige Maß hinaus, jedem Plattformbetreiber zur Verfügung stellen.
Wenn man allein Google als Datensammler betrachtet, kommt schon mehr als genug zusammen. Wenn ich zum Beispiel bei einem großen Internethändler einen x-beliebigen Artikel kaufe und auf eine andere Website wechsle bekomme ich, teilweise trotz eingeschaltetem Add-Blocker, denselben oder ähnliche Artikel von anderen Anbietern angezeigt. Wie blöd – denn wenn ich gerade ein Kilo Grüntee gekauft habe, könnte ich ja gerade auch mal genug davon haben.

Viele Menschen, die ich kenne sind mittlerweile bei Facebook und fast alle nutzen Whatsapp – weil alle es haben und auch nutzen und weil eben alles darüber läuft und es so schön ist, irgendwie miteinander verbunden zu sein.

Das drahtgebundene Internet ist längst nicht die alleinige Größe. Die technische Entwicklung des mobilen Funk-Netzes und die Miniaturisierung der Endgeräte vom Zimmerdesign-Zerstörer Workstation PC über den immer noch großen Desktoprechner mit 22“ Riesenbildschirm, über Laptops und weiter zum Notepad bis hin zum Smartphone, ist hier entscheidend. Das mobile Internet und die dazu passenden Geräte führten dazu, dass nahezu jeder und jede im Online-Zustand ist.

Die vermeintliche Anonymität, die das Internet bietet, macht auch mutig, denn nun kann ich Kommentare posten in denen ich die Sau rauslasse. Von der kleinen Beleidigung zwischendurch bis zur Morddrohung kann ich alles loswerden. Durch die schnelle und massenhafte Verbreitung wird dann auch eine Lüge so stark, dass immer etwas Wahrheit generiert wird.
Der aktuelle Trend sind fakenews, also frei erfundene Nachrichten, durch die andere Menschen diskreditiert werden. Offensichtlich machen auch Geheimdienste davon Gebrauch um andere Länder zu destabilisieren. Der amerikanische Präsidentschafts-Wahlkampf ist das große Beispiel.

In den Netzwerken organisiert man sich gerne in bestimmten Gruppen, um sich überall und ständig auszutauschen. Das mag gefallen oder manchmal lästig sein – gefährlich wird es, wenn man sich in einer Gesinnungsgruppe bewegt und die Realität sich dadurch verbiegt, dass man einseitig mit Meldungen bombardiert wird und anderen Informationsquellen dann misstraut oder sie gar nicht mehr zulässt.

Die klassischen Nachrichtenmedien, wie Zeitungen und Fernsehen, verlieren dadurch an Bedeutung und versuchen daher im Internet mit zu mischen um sich ihren Anteil an Werbeeinnahmen zu sichern.
Leider lässt sich das Internet nicht so einfach abschalten und die Zeit lässt sich sowieso nicht bis in die 80er Jahre zurückdrehen. Wir müssen also weiter mit dem Internet, so wie es eben ist, leben und umgehen. Auch deshalb ist es wichtig unsere Kinder damit nicht alleine zu lassen und natürlich ist es auch legitim das Internet zu strukturieren und gegebenenfalls zu reglementieren. Doch wo ist da die Grenze zur Freiheit sinnvollerweise zu ziehen? Was soll erlaubt sein, was verboten und wer soll es kontrollieren?
Sicher erscheint mir, dass alles, was technisch möglich ist, auch in Produkten mündet, die mal mehr oder weniger sinnvoll sind. Amazons sprechende Lautsprechersäule, mit der ich auch bestellen kann, Autos, die alleine navigieren und autonom fahren, Chips unter der Haut, die Türen öffnen und mit denen ich bezahlen kann und so geht die Reihe endlos weiter immer auf der Suche nach neuen Produkten, Kunden und Märkten.

Ganz ehrlich freue ich mich nicht darüber – und wenn ich im Freundeskreis den datenschutzsensiblen Messenger „Threema“ empfehle und verschenke, ernte ich meist ein Lächeln und habe keine Antwort auf die Frage: „Was soll ich denn damit, meine Freunde sind doch alle auf Whatsapp?“