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Meine Klimakatastrophe_Teil 1_vom 03.11.2018

Ja, ich weiß, dass es jeder weiß und dass es allen auch und gerade nicht scheißegal ist!  Im Prinzip stehen wir alle auf der richtigen Seite, aber gerade ist etwas anderes wichtiger, sei es der Kauf des neuen E-Bikes,  das kranke Kind oder der nächste Urlaub oder der Wochenendeinkauf oder sonst irgendwas. Also du nerviger selbsternannter Krisenmanager geh uns bitte nicht auf den Wecker mit diesem „Klimagedöns“!

So geht es mir immer öfter, sogar in meinem aufgeklärten Freundeskreis. Keiner hat mehr Lust sich mit dem Thema zu beschäftigen, doch gibt es nicht bei uns allen dieses latent schlechte Gewissen, das immer wieder an uns nagt und sagt: Hey du,  solltest und wolltest du nicht doch mal irgendwie irgendwas irgendwann machen, ey ? Vielleicht bei dir selber mal anfangen, was ändern und mal öfters auf Fleisch verzichten und mehr Bio kaufen und lieber zu Fuß gehen als mit dem Flugzeug zu fliegen, oder!
Natürlich sind wir ganz toll im Verdrängen und Wegschauen, doch eigentlich auch irgendwie okay, oder?  Aber, …ach scheiße!

Hier ist also meine persönliche Klimakatastrophe – lest, was mir gerade im Kopf herum schwirrt:
Gedanke 1:
Ich bin alt genug, dass ich vielleicht nichts mehr mitkriege, von den Auswirkungen der großen Katastrophe! Ich kann noch ein paar Jahre mit meiner BMW durch den bayerischen Wald pflügen und die Geschwindigkeit genießen – bevor dann zwangsweise der Individualverkehr abgeschafft wird. Doch es gibt auch hier Zweifel, denn ich bin gerade mal 61 Jahre alt, mit Glück oder Pech (das wird sich herausstellen!)  habe ich noch gut 20 Jahre vor mir. Wenn ich mir die Wetterveränderungen (äh, Verschlechterungen), Starkregen, Starkstürme, Dürre usw. so ansehe, wird mir schon etwas mulmig. Vielleicht bin ich doch nicht alt genug um das Auszusitzen!

Manche Insekten lieben es warm!

Gedanke 2:
Wut! Wut auf die Politiker, die immer noch dem neoliberalen Glauben anhängen und industrie- und wirtschaftsfreundliche Gesetze machen. Zuletzt wieder Steuersenkungen für noch mehr Unternehmensgewinne, die dann wieder für mehr Wohlstand (einiger weniger) und mehr Arbeitsplätze (in Billiglohnländern) sorgen werden. Politiker, die die Daseinsfürsorge in privatwirtschaftliche Hände geben, siehe Alten- und Krankenpflege, die deregulieren als hätte es den Banken-Crash 2008 nie gegeben. Wir erinnern uns: Spekulation auf Immobilienderivate vernichten weltweit Milliarden und der Staat rettet die Verursacher mit dem Geld der Steuerzahler, damit sie weitermachen können wie bisher! Blanke Ironie, wenn sie jetzt sagen, dass sie heute, auch durch Rücklagen, viel besser vor einem Crash geschützt sind als damals. Die Banken sind also so gefährlich, dass sie sich vor sich selbst schützen müssen? Unglaublich und das mit unserem schwer verdienten Geld. Ach ja, die Klimakatastrophe? Man muss ich das mal vorstellen, wie viel Geld zur Rettung der Banken vorhanden ist und wie wenig für den Klimaschutz.

Gedanke 3:
Die Menschheit ist doch wirklich als Ganzes ziemlich traurig anzuschauen. Es gibt so viel Wissen um Zusammenhänge, immer mehr Details werden erforscht, kurz wir sind klüger als je zuvor. Wir kennen die Lösungen für viele Probleme und Krisen, sogar für die Bedrohung des planetaren Klimas gibt es welche. Doch es gibt fast keinen unter den Mächtigen oder Reichen auf der Welt, der das ernsthaft in die Hände nehmen und wirkungsvoll umsetzen will. 
Ja, es gibt sie zwar, die staatlichen Organisationen und Konferenzen, die sich damit auseinandersetzen und Vereinbarungen treffen und Ziele festlegen – bis jetzt allerdings nur wenig erfolgreich, denn keine Sau kümmert sich darum. Die nötigen Handlungen werden verschoben, gerade so als spiele Zeit keine Rolle. Es ist wohl eine Machtfrage, die dafür sorgt, dass am Weltklimagipfel die Vertreter der großen Industrienationen zweit- und drittrangig sind und es also nicht verwunderlich ist, dass nicht mehr als Absichtserklärungen dabei raus kommen! Braunkohleausstieg geht ja auch nicht, wegen den Arbeitsplätzen, die da dranhängen! Scheinbar hat es keiner kapiert um was es hier wirklich  geht! Eine Wirtschaft, die von fossilen Brennstoffen abhängt und auf immer größeres Wachstum setzt und deshalb ohne Rücksicht auf die Natur und damit das Klima unseres Planeten, mit aller Kraft das letzte aus dem Boden quetscht, gemäß dem Motto „nach uns die Sintflut“.
Na prima! Dabei wissen wir doch, egal ob wir Thomas Piketty (Das Kapital im 21. Jahrhundert) gelesen haben oder nicht, dass hier das Prinzip der Umverteilung von unten nach oben greift: Reich wird immer reicher und immer mehr Menschen werden ärmer! Die finanziellen Gewinne der Konzerne landen also bei denen, die sowie so schon mehr haben als die meisten Menschen und werden sicher nicht für das Gemeinwohl eingesetzt.
Kurz zusammengefasst – es sieht so aus, als ob die Menschheit als Ganzes so tut, als gehe ihr eigener sehr wahrscheinlicher Untergang und der Untergang der lebens-spendenden Natur sie so gar nichts an!

Gedanke 4:
Diese christliche menschliche Überheblichkeit, dass wir die Krone der Schöpfung seien und uns die Welt untertan machen sollen und können, puh, gruselig, oder?  Das geht so weit, dass diese Industrie- und Wirtschaftskapitäne tatsächlich glauben, dass der Unterschied in der Bezahlung zwischen uns Normalsterblichen und ihnen voll gerechtfertigt ist. Doch sie tragen zwar die Privilegien und das Geld heim aber nicht die Verantwortung. Nicht die Verantwortung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht für die Umweltschäden, die sie anrichten, nicht für die Ausbeutung des Planeten und nicht für die Menschen, die sie ausbeuten in Billiglohnländern.
Man hat herausgefunden, dass der Anteil an Leugnern der Klimakatastrophe unter dieser Kaste besonders hoch ist. Und falls dann doch was dran ist an der Klimakatastrophe, setzen sie sich eben in ihren Privatjet und bringen sich in ihrem Zweit- oder Drittwohnsitz in Sicherheit. Geld ist Macht und Sicherheit, davon können sie nie genug bekommen.
Etliche bauen jetzt schon komfortable Überlebens-Bunker und tatsächlich haben sie wesentlich bessere Überlebenschancen als die breite Masse.

Gedanke 5
Vor kurzem bin ich Fördermitglied von Greenpeace ( https://www.greenpeace.de/ ) geworden. Keine Ahnung, warum ich das nicht seit der Gründung 1971 bin. Bei campact ( https://www.campact.de/) zahle ich schon länger ein.  Das ist schon mal ein Anfang, doch es ist noch lange nicht genug um mein Gewissen zu beruhigen. Ich brauche mehr. Mal sehen, was mir noch so einfällt – ich werde es hier mitteilen!