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Eine erste Pseudo-Krise, oder: Wandern ist gefährlich…

Der Paranoiker weilte unlängst urlaubsbedingt auf der wunderbaren griechischen Insel Samos, und da er es prinzipiell nicht schafft, länger als ein bis zwei Stunden nichtstuenderweise am Strand herumzuhängen, verfiel er trotz der schwül-heißen Temperaturen immer wieder in hektisches Unternehmungstum – und wenn es keine alten Industrieanlagen oder Tempel gibt, die man vor die Linse des allgegenwärtigen Photoapparates zerren kann, dann gilt es eben: zu wandern! …was dem Paranoiker natürlich umso mehr Spaß macht, wenn es ihn durch wunderbare und abwechslungsreiche Landschaften führt.

Aber, merke: Wandern ist gefährlich!

Und mit der Gefahr sind nicht die Schlangen gemeint, die der Paranoiker beim Aufstieg zu seinem Lieblingsbergdorf Manolates an den sonnendurchfluteten Hängen eines Weinberges aufscheuchte (eine davon war mindestens einen Meter lang – angesichts des Tempos, mit dem sie entfleuchte, dürfte sie sich aber noch mehr erschrocken haben als der sie aufschreckende Paranoiker) – und auch nicht der Skorpion ist gemeint, der sich ihm kurz darauf, wenn auch nur sehr kurz, entgegenstellte; nein, auch das sprichwörtliche Fehlen eines Orientierungssinnes war (diesmal) keine Gefahrenquelle für den Paranoiker (in weiser Voraussicht hatte er nämlich ein GPS-Gerät dabei, welches er bis heute zwar immer noch nicht vernünftig bedienen kann, welches ihm aber immerhin deutlich anzeigte, wenn er sich einmal wieder verfranzt hatte – bemerkenswerterweise war der Akku nur ein einziges Mal, dann allerdings auf halber Strecke, leer, so daß der Paranoiker leider nicht nachvollziehen kann, wie oft er sich an diesem Tag verlaufen hat…) – gefährlich wurde es aus ganz anderem Grund.

Drei Kilometer von des Paranoikers Haus-Kiesel-Strand entfernt gab es einen hochgelobten Sandstrand, und da ein einschlägiger Wanderführer einen Küstenwanderweg suggerierte und die Entfernung ja nun wahrlich läppisch war, ließ der Paranoiker das Auto stehen, zog die Wanderschuhe an, setzte Hut und Sonnenbrille auf, schulterte den Rucksack, schnallte sich die Spiegelreflex vor den Bauch und marschierte gleich zu Beginn seines Urlaubes los. Er hätte wohl besser den Kommentaren auf den Seiten eines großen Internetkaufhauses Glauben geschenkt, denn wie dort so oft beschrieben verlor sich der anfangs noch existente Weg schnell in Trampelpfaden und bald -pfädchen, um dann in Dickicht und Gestrüpp zu enden. Da half auch kein Umkehren und Abzweigungen nehmen, irgendwann war Schluß. Aber ein Paranoiker läßt sich nicht schrecken und schlägt sich alsbald querbeet durch alte Olivenhaine, durch Geröllfelder und die Beine zerkratzende Sträucher… um dann den ersehnten Strand nach gut einer Stunde vor sich zu sehen – getrennt allerdings durch eine nicht querbare Steilwand. Also rauf in den Fels und rein ins Gestrüpp! Etwa zehn oder zwanzig Meter über dem Strand hängend erhascht der Paranoiker alsbald Blicke auf das ersehnte Ziel – und auf die in diesem Strandabschnitt zahlreichen FKKler. Sich nichts denkend klettert er weiter, verzweifelt auf der Suche nach einem Abstieg, als ihm plötzlich auffällt, das einige der Nackerten zu ihm hochsehen – und, da, eine Frau zeigt bereits mit dem Arm auf ihn!

Ups! Er kann es ihr, geistig die Perspektiven tauschend, wohl auch nicht verdenken. Was wohl in ihm vorginge, wenn im Gebüsch über ihm eine sonnenbebrillte und behutete Gestalt mit einer Spiegelreflex und einem beachtlichen Objektiv darauf durch die Steilwand schliche?

KRISE!

Eieiei, hektisch weiter, schnell hinter einem Bäumchen verstecken (als vertrauensbildende Maßnahme wohl eher ungeeignet) und die Kamera im Rucksack verschwinden lassen – und dann den Hut tiiiief ins Gesicht gezogen und weitergeschlittert! Glücklicherweise wurde die Vegetation bald wieder dichter, was zwar den Beinen des Paranoikers nicht gut tat, des nackten Volkes Zorn aber von ihm fern hielt, und nach ein paar hundert Metern fand sich dann sogar ein halbwegs bewältigbarer Abstieg hinunter zum Strand – schnell den Hut versteckt und ans andere Ende des glücklicherweise recht langen Strandes gehechtet!

Der Paranoiker benutzte für den Rückweg lieber die serpentinige Straße und wanderte ab sofort nur noch im Norden der Insel (Schlangen sind doch das kleinere Übel gegenüber ’nacktem‘ Zorn) – auch mied er fortan Postämter oder andere öffentliche Einrichtungen aus Angst, Plakate mit einer verschwommenen Aufnahme seiner selbst und der Warnung vor dem vermeintlichen Spanner vorzufinden…

Und warum jetzt Pseudo-Krise? Ganz einfach, der Norden war viiiel schöner zum Wandern, und FKK war noch nie das Ding des Paranoikers…