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Diary 2013 – 11.-15. 04.

liveAuf Mini-Tour durch Polen mit „d’bänd“ ein Erlebnis in jeder Hinsicht über das sich vieles schreiben ließe – was aber nur Wenige interessieren dürfte.  Hier nun also die Fortsetzung des kleinen subjektiven Tour -Tagebuches.

Erster Morgen in Warschau und es gibt kein Frühstück in dem sozialistischen Hotelrelikt Metalowcy das zutreffend von einem Google-Nutzer so bewertet wird:

Gesamt: Schlecht/Mittelbierdeckel
Pro: Location
Contra: Rooms, Service, Value

Ok – dabei wollen wir es bewenden lassen – gehen wir eben irgendwo in der Innenstadt zum Frühstücken vielleicht auf dem Weg zum ersten Bandtermin – gelegen, an einem wunderschönen Platz in der Innenstadt. Nach kurzer Recherche vor Ort war klar, dass von den sehr wohl vorhandenen Cafés alle frühestens um 10 Uhr öffnen – selbst die, von uns gemiedene Filiale von „Starbucks“, nur ein paar Häuser weiter. Vorher sind wir schon eilig die Strecke von der Dluga zum Literatenhotel, das der „bessere“ Teil der d’bänd bewohnen durfte, gegangen in der, übrigens durch nichts begründeten Hoffnung, dort am Frühstück teilnehmen zu dürfen.
Die Enttäuschung war groß, denn es gab nichts und noch weniger, schon gar nicht, wenn du nicht Gast in diesem gastlichen Hotel bist. Unsere Freunde hatten wenigstens eine Tasse Tee und ein paar Scheiben Brot auf den Flur vor dem Zimmer gefunden, an denen sie sich im Vorrübergehen laben konnten.warten auf fruehstueck
Also, wir anderen hatten da schon ein paar hungrige Meter hinter uns, was wohl dann auch zur Trennung der lustigen Reisegruppe führte: Es blieben nur diejenigen, die unbedingt an dem Termin gebraucht wurden und dazu eben ich – wollte ich doch die dokumentarischen Fotos erstellen, die die Wahrheit für die Nachwelt dokumentieren. Kein Frühstück also und überlebt habe ich dennoch, denn Ivonka unsere muntere Begleiterin polnischer Abstammung, zauberte eine Tüte verzuckerten polnischen Backwerkes herbei….
Der Tag verlief dann irgendwie und am späten Nachmittag bezogen wir dann zu viert unser neues Appartment in einem Mietshaus nicht weit vom Zamkovy-Platz, der übrigens einen wunderschönen Blick auf eine moderne Sportstätte am gegenüberliegenden Ufer der Wisla (Weichsel) bietet.stadion bei nacht
Das Problem mit den drei Betten und den vier Personen war schnell geklärt und durch ein zusätzliches Bettzeug wurden es dann doch 4 Schlafplätze. Dass nur einer von vieren duschen konnte, bevor der verstopfte Ablauf längst vergessene Dinge aus der Kanalisation hochspülte, tat dem neuen Komfort keinen Abbruch (ich frühstückte nicht nur nicht, ich duschte auch nicht!) – dennoch: Es blieb das Frühstücksproblem.
Ich will mich an diesem Punkt kurz fassen, denn das Frühstück an sich, wird im Allgemeinen völlig überbewertet. Zumindest Stoffel bekam seines, auf der Fahrt zum Gig, bei einem Sonderhalt beim MacDonalds Restaurant – wir andern wurden später wieder von Ivonka versorgt, was allerdings zeitlich schon in Richtung Mittagessen tendierte.
So, oder so ähnlich ging es dann weiter: Die nächste Unterbringung in einem Landschlösschen war etwas luxuriöser. Nach dem Auftritt bekamen wir gerade noch ein warmes Essen und konnten uns danach am polnischen Buffet gütlich tun – lecker mit Fisch und Gurken und Blaukraut und Weißkohl in verschiedenen Salaten. Zum Trinken gab es außer einem russischem Tee aus dem Samowar nur Wodka.landhotel
Der Verlauf dieses Abends ist eine Geschichte für sich und kann hier nicht wiedergegeben werden. Nur so viel, dass die gut aussehende russische Ärztin, die weder Englisch noch Deutsch sprechen aber Unmengen Wodka trinken konnte, uns  trotzdem ihr halbes Leben erzählte, sich dann leider doch in Shorty verliebt hat und nicht in mich und,  dass ich am nächsten Morgen aus gesundheitlichen Gründen nicht am Frühstück teilnehmen konnte, das angeblich den gesamten Speisesaal zum Erstrahlen gebracht haben soll. (Glaube nie österreichischen Musikern – die lügen als wie gedruckt!)
Wenn Ivonkas Mutter nicht in der Nähe zur tschechichen Grenze ein Business-Standard-Hotel für unsere Rückreise gebucht hätte, dann würde ich bis heute nicht glauben, dass in Polen überhaupt irgend ein Mensch jemals frühstückt. Wie um mich zu verwirren gab es also an unserem letzten polnischen Morgen ein Frühstücksbuffet sogar für mich und keiner von uns hat, auf die Frage ob er „scrambled eggs“ mag, mit nein geantwortet.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es sich bei diesem (für mich ersten und letzten Frühstück in Polen) nicht um eine postkommunistische Inszenierung handelte, sorgfältig arrangiert um mein frisch gewonnenes „Polenbild“ zu erschüttern.
Wir haben daher beschlossen, dass wir der Sache bei einer weiteren Polentour gründlich nach recherchieren werden!
P.S. Natürlich ist das hier veröffentlichte nichts ,als ein persönlicher Eindruck und neben dem „Nichtfrühstücken“ gab es eine Menge anderer lustiger und schöner Erlebnisse und natürlich wunderbare Live-Musik mit: logo

Darüber werde ich wohl auch noch mal berichten müssen – irgendwann!
Renaldolive2

Diary 2013 – 09.-11.04

Polnisches Frühstück Teil 1
headphonessmall

Auf Tour gehen mit „d’bänd“ heißt zunächst mal ganz früh aufstehen. Geplante Abfahrt um 8 Uhr – allerdings in Wels, einer Stadt, die man finden kann, da sie von Googlemaps schon erfasst ist. Der Wecker klingelt in Regensburg kurz vor 5, weil ich um 6 Uhr ja in Straubing sein soll um bei Roman, dem niederbayerischen Akustikgitarrensängersongschreiber, ins Auto zu steigen. Wenn ich um diese Uhrzeit was essen würde – dann wäre mein armer Magen noch gar nicht darauf vorbereitet. Also wird das Frühstück erst mal auf später verschoben.Bus

Irgendwie haben wir beide es bis Wels geschafft, mit nur ganz wenig Verspätung und irgendwie haben wir es anschließend auch noch geschafft fast Alles und Alle in den roten VW Bus zu quetschen und los zu fahren. Irgendwann spürte ich es dann deutlich: Wels war scheinbar an diesem Tag  für Piefkes kaffeefreie Zone –  ich nehme schwer an: Die Ösis hatten alle Zeit zum Frühstücken gehabt und waren bestimmt schon auf das Mittagessen fokusiert, oder so!

Ok, so war es dann auch! Es gab dann für mich als Frühstück ein üppiges Truckermittagessen an der Grenze, weit hinter Wien (bitte googeln!). Später noch ein Abendessen in Krakau, wo Hippi ein feudales Appartment für uns gemietet hatte – die Schlafplätze dort hätten fast gereicht, nur Shorty und Andi mussten die schlafenden Füße auf dem Couchtisch ablegen – Scheißdrauf – schöne Stadt auch bei Nacht.spazieren in krakau02

Am nächsten Morgen, leicht überstürzter Aufbruch, wegen der langen Fahrt und weil man ja nicht zu spät irgendwo ankommen möchte – „He, mal halt alle, was ist mit Frühstück?“ „Machen wir unterwegs irgendwo…“

„Irgendwo“ ist dann an der nächsten  Tankstelle in Krakau. Während der Kulturminister (ist auch der Fahrer!) das Betanken des Bandautos durchführt, schlendert „d’bänd“ zielstrebig in den Shopbereich der Tankstelle. Der Schriftzug „Wild Bean Coffee“ erweckt erste Assoziationen und die Theke ist gut gefüllt mit den üblichen belegten Dingen, die vom Personal nur mit Plastikhandschuhen berührt werden dürfen.Chick nach Wildbean
Wo ist mein Hunger in Anbetracht der Fast Food Köstlichkeiten? Nein, sagt die Stimme in mir – so tief bist du noch nicht gefallen – jetzt hast du 15 Jahre lang nichts bei MacDonalds gegessen (Ausnahme: 2 Notfälle!)  und jetzt isst du hier auch nichts, basta! In dieser Zeit hat Shorty schon die erste Hälfte seines, mit „Krakauer“ und Gurkerl belegtem Etwas verspeist. Ich versuche mir den „wildbean“ Cappucino (der – alle Achtung – zwischen genießbar und gut eingestuft werden kann) so ein zu teilen, dass er reicht, bis  die anderen ihre Tankstellensemmeln und megasüssen Teilchen vernichtet haben.
Gestählt für die Weiterfahrt rauchen die Raucher noch eine, auf dem idyllischen Parkplatz und ab geht’s  auf die Landstraße. Ein Teil der Truppe nimmt später ein Mittagessen ein in einem Roadside Diner, wo es, wohl wegen Verständnisschwierigkeiten, nur „Polenburger“ Polenburgergibt – mit viel Blaukraut auf Weißkohl mit Majo. (Kann auch was anderes gewesen sein, für mich sah es halt so aus und ich war, trotz des Mangels an jeglicher Nahrung bisher, froh drüber, dass ich mit Roman die gesunde Zigarette vor der Tür gewählt hatte (mit Blick auf ein sozialistisches Panzerartefakt). Panzer vor ImbissIch musste meine ganze kulinarische Vorfreude nun auf das Abendessen ausrichten, weil mein Magen, da ist er meinem Herzen sehr ähnlich, immer ein Ziel braucht!
Das war erreicht, allerdings erst sehr spät am Abend,  als wir (ich und mein Magen) schon gar nicht mehr damit gerechnet hatten, als nämlich der befrackte Kellner, das blütenweiße Serviertuch über dem Arm, mit beschwingter Drehung den Teller vor mir abstellte. Darauf befand sich, gewandet in einen Hauch von Brunnenkresse, begleitet von drei Gurkenscheibchen auf denen sich zwei Tomatenstückchen bestreut mit weiterer Kresse, den reichlich vorhandenen freien Platz auf dem Teller teilten: Die Bockwurst. So schön war sie mir noch nie zuvor kredenzt worden. Ergänzt von zwei Töpfchen gefüllt mit Senf und Ketchup und einer Art ungetoastetem Toastbrot. Die Wurst an sich, ist ein durchaus ernst zu nehmendes Frühstück, das auch spät am Abend eingenommen werden kann. Geschmacklich war sie völlig in Ordnung, nur war der, durch die Frühstückslosigkeit bedingte anvisierte Sättigungsgrad, damit nicht zu erreichen. Um doch noch ins Nirwana zu gelangen brauchte ich mehrere Halbe von dem wirklich guten polnischen Piwo.

Der Morgen danach:
Die erste Nacht in Warschau im billigsten Hotel der Stadt (belegt durch ein Schild auf Englisch an der Außenmauer!). Stellvertretend für uns andere nimmt der Kulturminister die Sache in die Hand. Keine weitere Nacht in einem 4 Bett Zimmer, wo es keine Betten gibt sondern nur aufgeklappte Schlafsofas, wo es zwar eine Toilette gibt, aber am anderen Ende eines langen Flures und wo es zwar einen Speisesaal gibt,  aber nichts zu Essen, vor allem kein Frühstück!
Is  wurschd – Frühstück wird eh überbewertet!

To be continued…

Roadside Houses – Polen April 2013

Dies ist der Text zu zwei Bilderserien, die als Fotogalerie hier zu finden sind. Die Bilder sind entstanden, als ich mit der österreichisch/bayerischen Bänd „d` bänd“  (ja, die heißen tatsächlich so!) im April auf einer kurzen Tournee in Polen unterwegs war. Auf den langen Fahrten saß ich meist in der dritten Reihe eines VW-Busses zwischen Gitarrenkoffern und Verstärkern eingeklemmt und schaute von der Straße aus nach Polen hinein – soweit das eben ging. Irgendwann holte ich meine Digicam raus und fotografierte einfach drauf los. Das Ergebnis, oder besser einen kleinen Teil davon, könnt ihr hier nun anschauen.DSC001
Polen ist schon ganz schön anders – so scheint es keine Trennung zu     geben, zwischen Wohn- und Industriegebieten und  Brachflächen und  Schuttplätzen und zwischendrin findet sich immer wieder „ungestaltete“  Natur.

 Was das Aussehen der Häuser angeht, lässt es mich darauf schließen, dass  jeder, der ein Grundstück hat, irgendetwas darauf bauen darf,  gerade so wie er will, oder was das vorhandene Geld eben hergibt. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass erst beim Bau entschieden wurde, was noch alles drankommt an Anbauten und Erkern. Improvisation am Bau!

Faszinierend auch das Stadt-Land-Gefälle oder die große Dynamik zwischen „arm“ und „reich“. Manche Häuser sind alt und aus Holz, gepflegt oder verrottet und andere sind im pompösen Stil einer Luxusvilla mit allerhand Verzierungen überfrachtet. Wer es sich leisten kann umgibt das eigene Grundstück gern mit einer hohen Mauer oder zumindest mit einem Zaun. Manchmal sieht man die sozialistische Vergangenheit in Form von Plattenbauten und genauso oft finden sich moderne Business-Bauten aus Spannbeton und verglasten Fronten. Nicht für alle hat das Geld gereicht – manche Baustellen sehen aus, als lägen sie seit Jahren brach.

Auch die Menschen zeigen diese Dynamik zwischen Stadt und Land und Armut und Wohlstand – von der praktischen Berufskleidung über deutliche gebrauchte Alltagskleidung bis zu Abziehbildern aus Modezeitschriften und Business-Suite. 

Polen ist ein Land im Umbruch – in den Städten gibt es Media Markt, Real und Tesco, Mercedes, Toyota und BMW – auf dem Land hatte ich das Gefühl, dass es meilenweit gar nichts gibt ausser ein paar versprengter Häuser und ärmlicher Dörfer.

Kann sein, dass das täuscht – es war nur ein Blick von der Landstraße hinein ins Land und das Leben.
Alle Polen waren übrigens freundlich – wobei nur wenige Deutsch oder Englisch sprechen – hier dominiert das Russische als Fremdsprache. Faszinierend allemal – ich hoffe bald mal wiederzukommen. Dann werde ich hoffentlich etwas weiter von der Haupstraße ins „Landesinnere“ vorstoßen.

Vielleicht machen die Fotos Euch ein bisschen neugierig auf unseren Nachbarn im Osten!

„Direkt zu den Fotos“