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Reif für den Reisebericht?

Nun muss ich mich wohl doch einreihen? Einreihen in die endlos lange Schlange der Verfasser von Reiseberichten, die derzeit, den Ferien und den Urlauben sei es gedankt oder geschuldet, allenthalben und überall in Wort und Bild die Aussicht versperren.
Die Aussicht auf was eigentlich? Auf den Haufen unbearbeiteter Papiere auf meinem Schreibtisch, auf meinen Outlook-Terminkalender, der scheinbar endlos, unglaublich wichtige Besprechungstermine, mit meinem smarten Phone synchronisiert?
Gibt es nicht noch andere Dinge, auf die zu blicken sich lohnt? Na, ist sowieso und eh egal, denn Urlaub und Verreisen sind doch wohl eher Dinge, die Paranoiker tun, weil sie sich im Alltag nicht zu Recht finden, kaum Freunde haben und  die reale Welt der Kontakte und Beziehungen lieber hinter sich lassen um subjektive Blicke auf Dönerstände und vermooste Steine am Straßenrand zu werfen. Die Schönheit eines Kreisverkehrs in der Großstadt zu besingen und dann in eine endlosen Ode über zu gehen über eine Stadt, die von Autos zugestopft ist und stinkt und im Übrigen aus lauter Baustellen besteht – nein, das ist nicht mein Ding!

Ich bin lieber der notorische Nörgler, der urlaubsreif am Arbeitsplatz verharrt und von dort aus seine Galle verspritzt! Tief innen drin bin ich möglicherweise aber doch einfach bloß neidisch, auf all die schönen Fotos und witzigen, weil eben subjektiven, Beobachtungen, einer (eben nicht) Alltagswelt. Eben auf das, was erst den Blick und das kindliche Staunen ermöglicht, das mir schon längst abhanden gekommen ist.
Verdammt, ich will auch einen Reisebericht schreiben!!!!!

Krisenfragmente, die erste, oder: Google-Straßen-Ansichten – oder: Ansichten zu Google-Straßen-äh-View

Passend zur Paranoia und (sic!) passend zur miesen Krise was ganz Mieses: Google Street View. Ja ja, der Paranoiker schimpft natürlich erst Mal – gehört sich so für einen Grantler. Und der Paranoiker (komme jetzt keiner auf die Idee, daß es sich dabei etwa um mich handeln könne!) ist natürlich neugierig! Und so schließt er die Tür zu seinem Kabuff und zoomt sich rein in diese googleleske Map-World und erfreut sich daran, über die Champs-Elysees zu schlendern, mal kurz zu Notre-Dame aufzublicken und dann noch ein paar verflossene Urlaubsziele auf Sardinien anzusteuern… eigentlich ganz nett, aber…! Eben: ABER! Nun soll jeder seine Meinung haben dürfen, besagter Paranoiker hat eine, und die lautet: Da will ich meine Wohnung nicht sehen können. Denn was kommt danach – Geogetaggede Innenansichten, Schufa-Daten, Einkaufsverhalten (ach nee, Payback is ja nich), …?

Also gleich mal einen Einspruch an Google schicken. Und siehe da: Anfang dieser Woche, zeitgleich mit den ganzseitigen 5-Fragen-5-Antworten-Anzeigen in den großen Zeitungen kommt die Email mit dem Link auf die Einspruchsseite – toll, denkt sich der Paranoiker, nur um dann festzustellen, dass von ihm jetzt nicht nur der Name, sondern auch noch die genaue Adresse, eine genaue Positionsbestimmung der Wohnung auf dem Satellitenbild und auch noch eine Beschreibung des Hauses, in dem sich die Wohnung befindet, abgenötigt werden… geht’s noch?? Soll ich vielleicht auch noch ein Photo von mir mitschicken und einen Fragebogen über mein Sexualverhalten und ähnliches ausfüllen, weil das die Auffindung eines Photos eines Hauses erleichtert? Liebe Googles, was macht ihr eigentlich mit den Daten? Und wie lange wollt ihr die behalten?? Und wem gebt ihr die weiter??? Und was macht eigentlich unsere liebe Regierung? Wo bleibt denn da der Datenschutz? Jetzt soll ich plötzlich an ein privates Unternehmen Daten herausgeben, die vor drei Jahrzehnten noch von vielen dem Staat verweigert wurden? KRISE, sag ich da! Genau die krieg ich nämlich. Erst mal die Hosen runterlassen, damit das Photo, das dann davon gemacht wird, nicht ins Netz kommt! Genau umgekehrt müsste es doch sein: Warum müssen die mich nicht um Erlaubnis fragen, wenn sie was von mir veröffentlichen wollen? Grummel…

Und, nur damit das mal klar ist: Payback kommt dem Paranoiker nicht ins Haus!!